Rattis sind sein Markenzeichen, der mysteriöse Grafitti-Künstler Banksy...
Anmerkung:
Ich selber bin Mitarbeiter des Bayerischen Fernsehens BR und stelle diesen Artikel mit freundlicher Genehmigung des Senders hier ein
Der geheimnisvolle Streetart-Künstler Banksy
(Autor: Tobias Moorstedt )
In London wurde gerade ein Kunstwerk spektakulär entführt: Eine aufgesprühte Ratte wurde mit samt der Gebäudemauer gestohlen und kurze Zeit später bei Ebay für 30.000 Euro zum Kauf angeboten. Die Ratte stammt von Banksy, einem anonymen Künstler, den die britischen Zeitungen zu einem Streetart-Terroristen erklären, die Experten bei Sotheby's aber für einen Meister der modernen Kunst. Brad Pitt kauft alles von ihm und Prinz Harry hat seiner Freundin auch schon einen Banksy geschenkt.
Wir haben versucht Banksy aufzuspüren, in London - als die Ratte noch da war, an der Mauer eines öden Hinterhofs. Die Ratte ist das Markenzeichen von Banksy, dem berühmtesten Streetart-Künstler der Welt. Vielleicht weil Ratten so sind wie er: klug, schnell und vor allem nachtaktiv. Niemand weiß, wie Banksy wirklich heißt oder wie er aussieht. Banksy wird sehr, sehr respektiert. Er ist für uns ein Idol , sagt Ex-Sprayer Richard Mirchin. Und Graffiti-Experte David Samuel schwärmt: Er hat wirklich die ganze Welt erobert. Banksy ist ein Phantom. Obwohl seine Wandgemälde in vielen Metropolen zu finden sind, ist er anonym geblieben. Streetart oder Post Graffiti nennt man die Schablonen-Technik. Banksys Mix aus Popkultur und Populismus trifft den Nerv der Zeit. Er ist ein Kunstrevolutionär von der Straße. Er gilt als Keith Haring des 21. Jahrhunderts.
Bei einer Banksy-Show 2006 in Los Angeles kauften Hollywood-Stars ein. Seltsam gab es dort zu sehen: etwa einen Elefanten, dessen Haut mit der Tapete verschmilzt. Wenn man einen Elefanten übersehen kann, meint Banksy, kann man auch Dinge wie Krieg und Hunger ignorieren. Diese Woche folgt das nächste Banksy-Highlight. Das Londoner Auktionshaus Sotheby's bietet seine Bilder an. Die Preisentwicklung, die wir bei Banksy im letzten Jahr gesehen haben, war rasant , sagt Cheyenne Westphal von Sotheby's. Seine Arbeiten haben sich von 5.000 auf 50.000 Pfund gesteigert. Aber ich glaube, das ist nur Anfang. Bei guten Werken wird bald auch die 100.000 Pfund Grenze übersprungen sein.
Ein Streetart-Künstler zeigt uns, wie Banksy arbeitet. Mit Edding und Teppichmesser bastelt er Schablonen seiner Motive. So entstehen in Sekundenschnelle scharfe Bilder, die man im Vorübergehen versteht. Streetart-Künstler sind Kinder des Medienzeitalters; arbeiten mit Laserdrucker, Postern und Stempeln, um ihre Botschaften schnell zu verbreiten und schnell zu verschwinden. Die Kraft von Streetart entsteht aus der Kombination von Ort und Zeichen. Ein Fernseher fliegt aus einem aufgemalten Fenster - das Programm ist ja auch schlecht, denkt sich der Passant. Und wer hat noch nie Angst vor einem Geldautomaten gehabt?
Banksy haben wir noch immer nicht gefunden. Dafür Dave the Chimp, einen seiner Mitstreiter. Auch er will anonym bleiben: Bei Streetart geht es darum, mit den Menschen zu kommunizieren, die dich umgeben. Man hat eine Botschaft, die man den Leuten übermitteln will, oder will sie zum Denken anregen. Manchmal will man sie aber auch nur zum Lächeln bringen und ihnen den Tag verschönern.
In England wurden in den letzten Jahren viele Tausend Überwachungskameras aufgestellt. Big Brother ist Realität. Viele nahmen das schweigend hin. Aber nicht Banksy. Er füttert die Medien , sagt Graffiti-Experte Samuel. Wenn bestimmte Dinge auf der Welt passieren, oder die Regierung Probleme hat, berichten erst die Medien darüber. Dann äußert sich Banksy dazu; und hat dabei größeren Einfluss als die Regierung.
Wir fahren nach Bristol. Der Heimatstadt von Banksy. Vielleicht haben wir hier mehr Glück. Die Küstenstadt war in den Neunzigern eine Metropole des britischen HipHop. Noch immer finden sich hier Frühwerke von Banksy in den Gassen. Neuerdings ist Bristol stolz auf ihn. Als er letzten Sommer ein Bild gegenüber dem Rathaus sprühte, war es bald so beliebt, dass sich die Bürger mit 95 Prozent gegen seine Beseitigung aussprachen. Es ist selten, dass die Menschen Graffiti- oder Streetart-Werke mögen , wundert sich Stadtrat Gary Hopkins. Das ist ein Beispiel dafür. Aber das gibt nicht einmal Banksy die Erlaubnis, das wieder zu tun. Wenn er etwas Beleidigendes oder Hässliches malt, dann werden wir es entfernen.
Zurück in London, zu Besuch in Banksys Galerie. Auch hier treffen wir ihn nicht. Denn Banksy hat seinem Umfeld ein Schweigegelübde abgenommen. Er wechselt oft den Werkstoff, modelliert eine kleine Ballerina mit Gasmaske aus Kunstharz. Gerne manipuliert Banksy auch alte Gemälde - so wie früher die Mauern auf der Straße. Banksy muss anonym bleiben, das stärkt seinen Mythos , sagt der Ex-Sprayer Richard Mirchin. Gleichzeitig aber will er nicht geschnappt werden, weil er ja noch immer illegale Graffitis sprüht. Es ist eine großartige Marketing-Strategie für ihn.
Wir haben ihn doch noch erwischt. Hier bemalt Banksy den Grenzzaun zwischen Israel und Gaza-City. Banksy selbst stellt Videos seiner spektakulären Aktionen ins Internet. Er schleicht sich durch die Museen der Welt, um eines seiner Bilder dort aufzuhängen. Wie hier im Museum of Modern Art in New York. Einfach weil er findet, dass ein Banksy dorthin gehört.
Die Straßenkunst ist im Werbeblock mittlerweile genauso daheim wie auf den Wänden der Stadt. Große Konzerne eignen sich die authentische Ästhetik der Streetart an. Geld und Ruhm sind für die Kunst-Guerillera nicht wichtig, meint Dave the Chimp: Ich glaube nicht dass er auf Hollywood-Partys gehen will. Er hat nichts dagegen, wenn Brad Pitt 200.000 Dollar für seine Kunst ausgibt, aber will nicht mit ihm auf eine Party gehen. Kein Interesse. Er ist ein ganz normaler Kerl.
Graffiti-Experte David Samuel erinnert sich an einen Überraschungsbesuch: Letztes Jahr kam Banksy in meine Galerie. Keiner hat es gewusst. Es wurde über ihn gesprochen. Zehn Minuten später war da diese Ratte auf der Mauer gegenüber. Sie war auf Holz gemalt. Nach drei Tagen hat sie jemand abgesägt und mitgenommen. Jetzt hängt sie bei ihm zu Hause an der Wand.
Streetart - das ist Kunst für den Augenblick. Wind und Wetter bleichen die Bilder aus. Und manchmal reißen Banksy-Fans eben eine Mauer ein und versteigern die Ziegel auf Ebay. Echte Banksys sind deshalb in London eine Rarität, und nicht mehr auf der wilden Straße, sondern in den geschützten Räumen der Galerien zu finden. Aber noch hat man Banksy nicht geschnappt. Noch malt er Schlupflöcher in Betonwände - oder stört den Straßenverkehr. Vielleicht auch bald in Ihrer Stadt.
Da ich nicht weiß ob ich das im Forum darf stelle ich KEINE Links zu Seiten oder Bildern zum Thema ein.
Wenn es wen interessiert - ne KN an mich bitte.
rattige Grüße vom Pandora-tier