Hallo zusammen. Ich habe mich jetzt passiv durch's Forum gelesen und bin hier hängengeblieben. Bei uns ist momentan Auslauf vor Zähmung, wobei ich mich manchmal frage, ob das vllt eine Fehlentscheidung war...
Zum Hintergrund: Wir haben vor einer Woche 4 Damen (1-jährig) aus schlechter Vorhaltung übernommen. Zoofachhandel war keine Option für uns (die Alternative wäre das Tierheim eine Stunde weit weg gewesen), die Rattis wohnten in der Nähe, 5 Minuten Transport -> weniger Stress, also haben wir Ihnen die Chance auf ein verwöhnendes Zuhause für die zweite Lebenshälfte gegeben.
Auf jeden Fall waren die Damen weder regelmäßigen Auslauf gewöhnt, noch wirklich an die Hand gewöhnt, noch haben sie je etwas von Toilettentraining mitbekommen, und der Käfig war auch eher spartanisch eingerichtet. Schreckhaft und scheu sind sie auch. Eine lässt sich mit Futter locken, sie ist aber auch tendenziell eher ein bisschen zu dick, weshalb ich das nicht zu oft machen möchte. Den anderen drei muss man das Futter vor die Nase halten, damit sie es aus der Hand nehmen. Mehlwürmer laufen am besten, sind wir aber sparsam mit.
Es gibt also noch einiges zu lernen für die Nasen.
Als Erstes haben wir also mal ein Hängenest besorgt, und noch weitere Kletter- und Spielmöglichkeiten für in den Käfig, die wir nun graduell dazu einbauen. Somit sind nun schonmal die Turn-Nächte im Käfig deutlich lauter und aktiver geworden, was ich mal als gutes Zeichen werte. Plus zwei große Ecktoiletten - je eine pro Etage des Furet Tower XL (der kam mit den Rattis), gefüllt mit Hanfstreu. Sonst kein Streu, ein paar Pellets und viel Zeitungsstreifen. Jeden Tag kommen die Köttel per Menschenhand in die Toilette, manchmal machen die Damen einige frische Köttels dazu, manchmal vors Klo, manchmal irgendwo. Ein Muster kann man noch nicht erkennen. Wir bleiben dran.
Der Auslauf ist so organisiert, dass sie selber rein und raus können. Rund um den Käfig sind erst mal 3 qm abgesperrt (später bekommen sie mehr, wenn sie etwas weniger scheu sind und auf Zuruf kommen, ich weiss, das das zu wenig ist, aber scheue Ratten von Möbeln abpflücken will ich momentan nicht müssen). Im Auslauf ein Kletterturm (umgebauter Katzenturm mit extra Häuschen, Hängenestern, Seilen und Strickleitern), ein Häuschen, ein Karton, und eine Röhre. Plus die Heizung und das Fensterbrett. Letzeres finden sie toll. Das Häuschen war als Taxi gedacht, wird aber noch nicht wirklich genutzt. Lieber sitzen sie unter oder hinter dem Käfig, wo sie dann Futter bunkern und alles einkötteln. Ich dachte das heisst Auslauf nicht Aussitz
Daher bin ich mit der Situation noch nicht so happy.
Alle vier kommen eigentlich täglich in den Auslauf: zwei turnen rum wenn man sie nicht beachtet, aber sobald man sich rührt oder ihnen zu nahe kommt, sitzen sie wieder unter dem Käfig. Die anderen beiden laufen rum und schnuppern, holen sich Futter ab, tragens ins Nest, und beschnuppern die Spielangebote, erste zögerliche Spielversuche (heute hat mir eine die Pantoffel geklaut). Zumindest wenn man ruhig am Boden sitzt und ihnen zuguckt. Auf dem Kletterturm war erst die eine, und noch nicht so angetan davon (riecht aber vllt noch nach Katze). Die Turnerinnen fressen kaum im Auslauf, auch Leckerli sind nicht interessant. Damit kriegt man die also nicht motiviert, sich mit uns zu befassen.
Das Ende des Auslaufs ist daher sehr davon abhängig, wenn die zwei scheuen Turnerinnen beschließen, dass er fertig ist (das kann bis Mitternacht dauern, und wir beginnen um 20 Uhr). Die anderen beiden haben nach 1,5-2 Stunden eigentlich genug und ziehen sich selbständig zurück. Da die scheuen Klettermädchen aber nicht die volle Zeit des Auslaufs rumturnen und ausgelastet sind, sondern viel auch einfach in ihrem Versteck hocken, würde ich den gerne auf 2-3 Stunden verkürzen, die auch etwas aktiver genutzt werden. Damit ich nicht jedesmal nach Mitternacht im BEtt bin Früher anfangen ist nich, vor 20 Uhr, schlappen und schlurfen sie eher faul rum. Deutlich keine Frühaufsteherinnen. Ein Taxi-system würde die Beendigung des Auslaufs also deutlich angenehmer machen, wenn ich das Gefühl habe, dass die aktive Phase des Auslaufs langsam vorbei ist.
Was ich nicht will: Ratten jagen und einfangen, das scheint mir purer Stress für Tiere, die die Hand nicht gewöhnt sind. Da der Auslauf aber so selbständig begangen werden kann, wird das ebenfalls noch etwas dauern mit der Gewöhnung an die Hand, weil sie ja rein und raus können, wie es ihnen passt. Den Joghurttrick werden wir probieren, allerdings muss das Dickerchen abgelenkt sein, weil sie sich sonst vordrängt, und den anderen das Fressen wegschnappt - und eigentlich sollen doch die anderen auch mal den Futter-Hand-Alles gut-Link lernen. Dickerchen in Transportbox locken, und die anderen mit Joghurt zähmen? Wäre das eine Option?
Überfordern wir sie gerade mit zu viel Neuem? Handgewöhnung plus täglich mehrere Stunden Auslauf, plus Toiletten plus plötzlich viele Kletter- und Spielangebote im Käfig? Wäre es besser, wenn man das step-by-step angeht? Also zB nicht täglich Auslauf, um sie nicht zu überfordern? oder die Handgewöhnung erst mal aussetzen, bis sie im Auslauf selbständig auf den Schoss krabbeln und um Futter betteln? Und gibt es noch irgendwas, was wir relativ früh angehen sollten? Ich denke der erste TA Checkup macht erst Sinn, wenn wir Anheben und Taxi hinkriegen, aber irgendwann hätte ich gern mal einen, weil das haben die Vorgänger auch noch nicht gemacht (die Tiere seien ja immer gesund gewesen.)
Man muss dazu aber sagen, dass die Tiere für die eher mäßige Haltung eigentlich recht fit und bewegungsfreudig sind, gut fressen, nett miteinander umgehen (kuscheln, schwesterlich Futter teilen), neugierig am Gitter stehen, wenn man die Tür reinkommt, beim Leckerchen geben interessiert schnuppern und sacht knabbern, die neuen Turnmöglichkeiten im Käfig schnell und gut angenommen haben, gut aussehen (Fell) und sich gesund anhören (Atem). Sie sind auch keine Angstbeisser, auch wenn der Käfigputz eher mit Empörung quittiert wird.
Ich habe daher eigentlich den Eindruck, dass sie durchaus noch ihr Potenzial zu kognitiv und körperlich ausgelasteten Nasen ausschöpfen können und irgendwann eine schmusige Alters-WG bilden.