Landou
Ich persönlich halte nicht viel davon Kindern "alleinig" Tiere zu überlassen. Zu oft habe ich gesehen, dass sie das Interesse nach einem halben Jahr verlieren und die Eltern dann genervt die Tiere direkt wieder abgeben. Ich finde das nicht fair den Tieren gegenüber, denn sie sind Lebewesen und keine Spielzeuge, die man einfach auf den Dachboden abstellt. Das lässt sich natürlich nicht verallgemeinern, es gibt sicher auch viele Kinder die sehr verantwortungsbewusst ihre "Aufgaben" wahrnehmen und das auch so beibehalten. Ich bin der Meinung, dass sich die Eltern auch fragen müssen, ob sie im Zweifelsfall selbst die Verantwortung übernehmen würden.
Ein Thema was vorallem bei Kindern auch immer wieder eine Rolle spielt ist die kurze Lebensdauer. Ratten sterben leider sehr früh, sie werden sehr selten 3 Jahre alt, ich würde schätzen im Schnitt knapp über 2 Jahre. 2 Jahre sind genug Zeit um das Tier ins Herz zu schließen und der Abschied ist dann jedes Mal sehr schmerzhaft. Man gewöhnt sich auch nicht dran (zumindest geht es mir so) und es tut jedes Mal wieder weh. Manche können das verarbeiten, andere nicht. Das kann auch soweit gehen, dass mehrere in kürzester Zeit sterben, das ist dann ganz besonders schlimm. Der Tod wird euer ewiger Begleiter sein. Überlegt euch das gut.
Ich weiß, dass du geschrieben hattest, dass Finanzielles kein Problem ist, aber da es oft unterschätzt wird sage ich es trotzdem: Was bei Ratten immer wieder unterschätzt wird sind die Tierarztkosten. Ratten sind sehr anfällig auf verschiedenste Krankheiten und so können die Tierarztkosten sehr sehr schnell sehr hoch werden (Operationen, Röngten, Bluttests, etc.). In meinem schlechtesten Jahr hatte ich hier 900€ an Tierarztrechnungen auf dem Tisch. Bist du bereit soviel zu zahlen?
Ratten brauchen viel Platz! Die Mindestmaße vom Käfig und Auslauf wurden ja schon genannt. Sie sind zwar ausgesprochen gute Kletterer, aber sie brauchen auch viel Lauffläche - sie sind auch super Läufer. Sie sind höchstintelligent und brauchen dementsprechend auch viel Beschäftigung. Man muss n.m.M. zwar nicht die ganze Auslaufzeit dabei sein, aber man muss im Auslauf immer wieder Abwechslung schaffen, da sie sich sonst anfangen zu langweilen - sie sind wie gesagt höchst intelligent und ein intelligenter Kopf braucht Input. Außerdem müssen sie mindestens zu dritt gehalten werden. Besser mehr. Ich hatte anfangs 3 und 2 sind plötzlich gestorben, sodass einer dann lange ganz alleine war - das habe ich bitter bereut. Das war ganz schrecklich für die arme Ratte, deshalb würde ich immer mehr als 3 halten. Sie sind sehr soziale Rudeltiere.
Was viele auch nicht wissen ist, dass man fremde Ratten nicht einfach zusammensetzen kann, weil sie Rudeltiere sind und ihr Rudel gegen Eindringe verteidigen werden. Wenn also eine Ratte gestorben ist und man neue Freunde für die Übrigen holen möchte muss man einen sehr aufwendigen Prozess, die Integration, durchführen. Diese kann extrem viel Zeit kosten (meine längste Integration hat 5 Monate gedauert) und kostet auch viel Nerven, da die Kämpfe zwischen den Ratten sehr fies sein können - im allerschlimmsten Fall mit Tötungsabsicht. Das sind natürlich alles die Extremstfälle, aber es ist möglich, das sollte man bedenken. Für die Zeit der Integration braucht man auch einen zweiten Käfig (und dementsprechend Platz dafür), damit die Ratten solange getrennt leben können, bis die Integration abgeschlossen ist. Ein Rudel aussterben zu lassen sollte keine Option sein, denn wie gesagt, Ratten müssen mindestens zu dritt sein, durchgehend.
Dass man erst später zuhause ist, ist kein Problem. Ratten sind dämmerungsaktiv, also durchaus erst Abends wirklich wach. Allerdings passen sie sich auch durchaus etwas dem Rythmus des Menschens an.
Ratten können zwar an die Toilette gewöhnt werden, aber Urinieren tun sie dort, wo sie gerade sind, das kann auch schonmal kleine Pfützen hinterlassen. Außerdem markieren sie auch, was schon erklärt worden ist. Ich sicher meine Böden mit einer Plane im Auslauf, das ist also eigentlich auch kein Problem. Wenn man die ganze Wohnung als Auslauf anbieten will wird das vermutlich schwerer, allerdings musss man dann auch einiges an Aufwand betreiben alles rattensicher zu machen. Zum einen sind Ratten Nagetiere und nagen im Zweifelsfall alles an. D.h. sämtliche Kabel, Pflanzen, etc. müssen gesichert werden. Auch das liebste Möbelstück würde nicht verschont werden. Fallhöhen werden auch immer wieder unterschätzt. Schon ab 30cm sind schwere Verletzungen möglich, spätestens ab 50cm wird es lebensgefährlich. Auch sollte der Hund nicht in direkten Kontakt zu den Ratten kommen, sodass ich vermute, dass ein Wohnungs-Auslauf bei euch sowieso nicht in Frage kommt.
Zu dem Geruch kann ich nichts Negatives sagen. Ich reinige meinen Käfig einmal in der Woche komplett, die Toiletten werden alle paar Tage gewechselt und vollgepieseltes Nistmasterial alle 1-2 Tage. Sie stinken nicht, denn sie sind auch sehr reinlich und verbringen sehr viel Zeit mit Fellpflege. Aber natürlich hat jedes Lebewesen einen Eigengeruch, sie riechen auch nicht alle gleich. Mein Sinus roch nach Popcorn Ich halte Böcke und hatte noch keinen dessen Geruch ich als unangenehm empfunden habe, aber natürlich empfindet es jede Nase anders. Vielleicht kannst du bei der Freundin deiner Tochter mal proberiechen? Das ist natürlich nur dann sinnvoll, wenn die Freundin den Käfig auch sauber hält wie wir, denn wenn das nicht der Fall ist stinken die Hinterlassenschaften der Ratten natürlich, das ist dann wenig repräsentativ.
Sorry für den Roman
VG
~ Ano