Ratten als Haustier

  • Hallo zusammen,


    meine Tochter hat bei einer Freundin Ratten gesehen und wünscht sich nun selbst welche. Ich habe Kleintier Erfahrung, habe jahrelang Meerschweinchen und Hamster in großen und artgerechten Gehegen gehalten. Nachdem unsere Kinder geboren wurden, haben wir die Haltung ausschleichen lassen und waren nun einige Jahre ohne Kleintiere. Wir haben allerdings einen Hund ohne Jagdtrieb und mit großem Herz. Und zwei Wellensittiche, die im Wohnzimmer leben.


    Ich weiß also, dass alle Tiere ihre Bedürfnisse haben und man sie nicht in kleinen Plastikkäfigen hält.

    Ihre Freundin hält die zwei Ratten in einem 80cm Hamsterkäfig der nur wenig Höhe hat. Also alles andere als Artgerecht, habe ich ihr auch gesagt.


    Nun bin ich mir nicht sicher, ob eine 12 jährige nicht auf Dauer überfordert ist mit der Pflege. Sie ist an 3 Tagen der Woche erst um 16 Uhr Zuhause. Natürlich unterstütze ich sie. Aber ich möchte ihr bewusst nicht die komplette Arbeit abnehmen, immerhin möchte sie gerne die Tiere haben.


    Was mich außerdem zweifeln lässt, ist der Geruch, mir wurde mehrfach erzählt dass Ratten, genau wie Mäuse einen starken Eigengeruch haben.

    Außerdem sagte mir jemand, dass sie überall Urinflecken in der Wohnung hinterlassen, wenn sie frei laufen würden.

    Ihr seid hier die Profis, klärt mich doch bitte auf. Am finanziellen und Platz soll es im übrigen nicht liegen.

  • Hallo,


    was die Überforderung angeht, da müsst ihr euch im klaren sein, dass hauptsächlich ihr Erwachsenen für die Ratten zuständig seid. Es gibt Kinder, die verlieren in dem Alter gerne schnell das Interesse. Mein Sohn ist jetzt schon mit seinen 11 Jahren in der Pubertät, kommt mir auch oft an, er würde gerne eigene Ratten haben, aber man merkt, dass das wirkliche Interesse nicht da ist (er sieht auch öfters, dass Schulkameraden Tiere bekommen haben und will die dann auch). Er mag Tiere, aber ist lieber draußen, statt sich zu kümmern. Was den Geruch angeht, kommt immer auf den Geruchssinn des Menschen an. Manche riechen das intensiver, andere gar nicht. Der eine findet den Geruch schlimm, andere nicht. Dann kommt es noch darauf an, welches Futter die Ratten fressen, ob sie krank oder gesund sind. Meine Erfahrungen haben bisher bewiesen, dass schlechtes Futter oder Parasiten für den Gestank zuständig sind. Dann kommt es noch drauf an, wie oft man mistet, etc. Ich habe hier aktuell 16 Böcke und hier stinkt es nicht.

  • Erstmal schön, dass du dich hier meldest und dich zuerst Informierst 😁


    Es ist gut, dass du bereits Tier Erfahrung hast und du hast ganz recht. Was die Freundin deiner Tochter da macht ist alles andere als Artgerecht.


    Ratten sind in der Haltung nicht zu unterschätzen.

    Sie brauchen viel Platz, einen großen Auslauf, viel Beschäftigung und ein Rudel.


    Mindestens 3 Tiere müssen es sein, wobei jeder dir zu mehr raten würde, da es schnell mal passieren kann, dass eine der Nasen stirbt und dann sind beide alleine und man hat einen riesen Aufwand mit der Vergesellschaftung neuer Rudelmitglieder.


    Der Käfig für Ratten muss mindestens 1qm Grundfläche haben und dabei mindestens 80cm Lang oder 50 cm Breit sein.

    Zwei bis drei Zusatzliche Etagen in der Größe wären Ideal.

    Es gibt nur wenige wirklich gute und Artgerechte Käfige zu kaufen, sodass die meißten ähnliche Modelle haben.


    Ratten sollten übrigens kein Staubiges einstreu bekommen, da diese Tiere oft sehr empfindliche Atemwege haben.


    Desweiteren brauchen Ratten mindestens 2 Stunden am Tag einen Auslauf, der mindestens 4qm groß ist.


    Da kann man einen Teil eines Zimmers absperren, oder ein ganzes Zimmer nutzen.

    Allerdings hast du schon richtig gehört. Man kann Ratten zwar an Toiletten gewöhnen, allerdings nur wenn es ums Koten geht.

    Ratten sind sehr Revierbezogen. Sie hinterlassen in aller Regel keine Pipipfützen, sondern vertröpfeln ihren Urin im gesamten Revier. An neuen Orten nicht, aber eben wenn sie sich öfter irgendwo aufhalten und sich dort Sicher fühlen. Dann fangen sie an das Gebiet als ihres zu markieren. Auch vor Möbeln und Menschen wir da nicht halt gemacht.


    Ich lege meinen Rattenauslauf mit Billigen Decken aus oder mit Flickenteppichen, die man dann Waschen kann.


    Wenn man dies alles hat, dann muss man noch bedenken, dass Ratten sehr Neugierig sind, sie haben je nach Tier einen sehr starken Nagetrieb und sind ungemein Agil.

    Es gibt durchaus Tiere die aus dem Stand 80cm hoch springen können und in Kombi mit ihren Kletterkünsten sind sie wahre Ausbruchskünstler.

    Sie müssen beschäftigt werden, damit sie nicht auf dumme Gedanken kommen.

    Intelligenzspielzeug, Tricks lernen und bespaßung mit dem Menschen gehören da wenn möglich Täglich dazu. Und Ratten wird schnell langweilig. Futtersuchspiele sind sehr beliebt.

    Ein einfacher Futternapf ist öde.


    Zum Thema Geruch. Das ist natürlich immer Subjektiv. Aber ich glaube nicht, dass bei Hund und Vögeln der Geruch von Ratten noch groß auffällt.

    Ratten riechen halt nach Tier und das meiner Meinung nach in ganz normalem Ramen. Hängt natürlich davon ab wie oft Töchterlein den Käfig sauber macht. 😉

    Dadurch dass die den ganzen Käfig markieren ist es leider nicht mit der Pipiecke getan. Einmal die Woche oder wann auch immer euch der Geruch unangenehm wird, muss der komplette Käfig dran glauben.


    Ich Persönlich finde Ratten wirklich toll und sie sind wie kleine Hunde (Mein Vergleich 😝).

    Allerdings hätte ich diese Verantwortung mit 12 sicher noch nicht tragen können.

    Natürlich musst du dein Kind da einschätzen.


    Ich für meinen Teil danke, dass Ratten Tiere sind, die sich die Eltern holen müssen. Und wenns dann klappt, dass die Kinder sich drum kümmern ist es gut, aber das vorauszusetzten sehe ich kritisch.


    Zur zusätzlichen ergänzung: Klick

    Man muss einfach wissen, dass Ratten im durchschnitt nur 2 Jahre alt werden und sehr häufig im Alter mit Tumoren und ähnlich teuren Krankheiten zu kämpfen haben.

  • Landou

    Ich persönlich halte nicht viel davon Kindern "alleinig" Tiere zu überlassen. Zu oft habe ich gesehen, dass sie das Interesse nach einem halben Jahr verlieren und die Eltern dann genervt die Tiere direkt wieder abgeben. Ich finde das nicht fair den Tieren gegenüber, denn sie sind Lebewesen und keine Spielzeuge, die man einfach auf den Dachboden abstellt. Das lässt sich natürlich nicht verallgemeinern, es gibt sicher auch viele Kinder die sehr verantwortungsbewusst ihre "Aufgaben" wahrnehmen und das auch so beibehalten. Ich bin der Meinung, dass sich die Eltern auch fragen müssen, ob sie im Zweifelsfall selbst die Verantwortung übernehmen würden.


    Ein Thema was vorallem bei Kindern auch immer wieder eine Rolle spielt ist die kurze Lebensdauer. Ratten sterben leider sehr früh, sie werden sehr selten 3 Jahre alt, ich würde schätzen im Schnitt knapp über 2 Jahre. 2 Jahre sind genug Zeit um das Tier ins Herz zu schließen und der Abschied ist dann jedes Mal sehr schmerzhaft. Man gewöhnt sich auch nicht dran (zumindest geht es mir so) und es tut jedes Mal wieder weh. Manche können das verarbeiten, andere nicht. Das kann auch soweit gehen, dass mehrere in kürzester Zeit sterben, das ist dann ganz besonders schlimm. Der Tod wird euer ewiger Begleiter sein. Überlegt euch das gut.


    Ich weiß, dass du geschrieben hattest, dass Finanzielles kein Problem ist, aber da es oft unterschätzt wird sage ich es trotzdem: Was bei Ratten immer wieder unterschätzt wird sind die Tierarztkosten. Ratten sind sehr anfällig auf verschiedenste Krankheiten und so können die Tierarztkosten sehr sehr schnell sehr hoch werden (Operationen, Röngten, Bluttests, etc.). In meinem schlechtesten Jahr hatte ich hier 900€ an Tierarztrechnungen auf dem Tisch. Bist du bereit soviel zu zahlen?


    Ratten brauchen viel Platz! Die Mindestmaße vom Käfig und Auslauf wurden ja schon genannt. Sie sind zwar ausgesprochen gute Kletterer, aber sie brauchen auch viel Lauffläche - sie sind auch super Läufer. Sie sind höchstintelligent und brauchen dementsprechend auch viel Beschäftigung. Man muss n.m.M. zwar nicht die ganze Auslaufzeit dabei sein, aber man muss im Auslauf immer wieder Abwechslung schaffen, da sie sich sonst anfangen zu langweilen - sie sind wie gesagt höchst intelligent und ein intelligenter Kopf braucht Input. Außerdem müssen sie mindestens zu dritt gehalten werden. Besser mehr. Ich hatte anfangs 3 und 2 sind plötzlich gestorben, sodass einer dann lange ganz alleine war - das habe ich bitter bereut. Das war ganz schrecklich für die arme Ratte, deshalb würde ich immer mehr als 3 halten. Sie sind sehr soziale Rudeltiere.


    Was viele auch nicht wissen ist, dass man fremde Ratten nicht einfach zusammensetzen kann, weil sie Rudeltiere sind und ihr Rudel gegen Eindringe verteidigen werden. Wenn also eine Ratte gestorben ist und man neue Freunde für die Übrigen holen möchte muss man einen sehr aufwendigen Prozess, die Integration, durchführen. Diese kann extrem viel Zeit kosten (meine längste Integration hat 5 Monate gedauert) und kostet auch viel Nerven, da die Kämpfe zwischen den Ratten sehr fies sein können - im allerschlimmsten Fall mit Tötungsabsicht. Das sind natürlich alles die Extremstfälle, aber es ist möglich, das sollte man bedenken. Für die Zeit der Integration braucht man auch einen zweiten Käfig (und dementsprechend Platz dafür), damit die Ratten solange getrennt leben können, bis die Integration abgeschlossen ist. Ein Rudel aussterben zu lassen sollte keine Option sein, denn wie gesagt, Ratten müssen mindestens zu dritt sein, durchgehend.


    Dass man erst später zuhause ist, ist kein Problem. Ratten sind dämmerungsaktiv, also durchaus erst Abends wirklich wach. Allerdings passen sie sich auch durchaus etwas dem Rythmus des Menschens an.


    Ratten können zwar an die Toilette gewöhnt werden, aber Urinieren tun sie dort, wo sie gerade sind, das kann auch schonmal kleine Pfützen hinterlassen. Außerdem markieren sie auch, was schon erklärt worden ist. Ich sicher meine Böden mit einer Plane im Auslauf, das ist also eigentlich auch kein Problem. Wenn man die ganze Wohnung als Auslauf anbieten will wird das vermutlich schwerer, allerdings musss man dann auch einiges an Aufwand betreiben alles rattensicher zu machen. Zum einen sind Ratten Nagetiere und nagen im Zweifelsfall alles an. D.h. sämtliche Kabel, Pflanzen, etc. müssen gesichert werden. Auch das liebste Möbelstück würde nicht verschont werden. Fallhöhen werden auch immer wieder unterschätzt. Schon ab 30cm sind schwere Verletzungen möglich, spätestens ab 50cm wird es lebensgefährlich. Auch sollte der Hund nicht in direkten Kontakt zu den Ratten kommen, sodass ich vermute, dass ein Wohnungs-Auslauf bei euch sowieso nicht in Frage kommt.


    Zu dem Geruch kann ich nichts Negatives sagen. Ich reinige meinen Käfig einmal in der Woche komplett, die Toiletten werden alle paar Tage gewechselt und vollgepieseltes Nistmasterial alle 1-2 Tage. Sie stinken nicht, denn sie sind auch sehr reinlich und verbringen sehr viel Zeit mit Fellpflege. Aber natürlich hat jedes Lebewesen einen Eigengeruch, sie riechen auch nicht alle gleich. Mein Sinus roch nach Popcorn ^^ Ich halte Böcke und hatte noch keinen dessen Geruch ich als unangenehm empfunden habe, aber natürlich empfindet es jede Nase anders. Vielleicht kannst du bei der Freundin deiner Tochter mal proberiechen? Das ist natürlich nur dann sinnvoll, wenn die Freundin den Käfig auch sauber hält wie wir, denn wenn das nicht der Fall ist stinken die Hinterlassenschaften der Ratten natürlich, das ist dann wenig repräsentativ.


    Sorry für den Roman :)


    VG

    ~ Ano

  • wurde mehrfach erzählt dass Ratten, genau wie Mäuse einen starken Eigengeruch haben

    Also so schlimm wie Mäuse riechen sie auf keinen Fall und ich muss dir ehrlich sagen ich persönlich finde auch Hunde stinken viel mehr. Vor allem wenn sie hecheln oder nass werden. Also meine Ratten stinken nicht so schlimm. Allerdings wird hier auch zweimal in der Woche der Käfig geputzt. Der Käfig kann natürlich stinken wenn man ihn nicht oft genug säubert und die Ausscheidungen der Ratten entfernt.

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