Pest im Mittelalter --> Neue Theorien

  • Hallo Freunde.


    In Europa starben um das Jahr 1350 25 Millionen Menschen an der Pest. Die beiden häufigsten der drei vorkommenden Pestarten sind die Beulenpest und die Lungenpest.


    Die Beulenpest wird durch einen Flohbiss übertragen. Die Flöhe leben auf Ratten und sterben diese, springen sie auf die nächsten Wirt (auch eine Ratte) über. Wenn keine Ratten mehr da sind und erst dann, springen sie auf den Menschen über. Demnach hätte es vor dem großen Menschensterben erst ein großes Rattensterben geben müssen, doch davon war nie die Rede.


    Bei der Lungenpest passiert die Übertragung durch Dinger in der Luft. Demnach müsste die Ansteckungsgefahr im Winter am größten sein, wenn die Leute im Haus um das Feuer eng zusammensaßen, doch gerade in der kalten Jahreszeit kam die Seuche zum Erliegen.


    Wissenschaftler gehen daher von zwei Theorien aus. Entweder hat sich der Genbaustein der Pest in den letzten hunderten von Jahren verändert, so dass er heute ein anderer ist oder es gibt noch andere Gründe für das Massensterben im Spätmittelalter. Ersteres scheidet jedoch der Ansicht der meisten Experten nach aus, da an mehreren Fundstellen in ganz Europa Pestmassengräber untersucht wurden und keinerlei Anzeichen einer Pesterkrankung festgestellt werden konnte.


    Warum also starben um das Jahr 1350 25 Millionen Menschen in Europa?


    Quelle: Spektrum der Wissenschaft, Sonderausgabe --> Mittelalter

  • Weitere Theorie zur Pest: Es sind so viele Menschen daran gestorben, überlebten die Widerstandsfähigen? Sind wir heute vergleichsweise resistent?


    Ich weiß gar nicht, ob Ratten die Pest überhaupt kriegen können: ich habe das mal so und mal so gehört. Wer weiß genaues?

  • Huhu,
    nein, auch wir heute sind nicht resistend gegen die Pest. Zahlreiche pestfälle jedes jahr in Indien, Pakistan und anderen Ländern zeigen es uns. Auch in den USA und in Südamerika wird immer wieder noch ein Auffflackern der Pest berichtet.
    Allerdings in einem sehr viel geringeren Ausmaß als im Mittelalter, weil die Pest mit Antibiotika sehr gut zu behandeln und heilen ist.


    So, nun zum rat - fan :)


    Die Beukenpest konnte sich zur Lungenpest entwickeln. Diese war sehr viel tödlicher als die Beulenpest ( die Mortalität lag bei ca. 80% aller infizierten ).
    Das die Pest in den Wintermonaten fast zum erliegen kam liegt einfach daran, dass die überträger der pest ( der Floh ) im Winter einfach starb, bzw. in kältestarre verfiel.
    was verstehst du unter Dingen in der Luft? Die Lungenpest wurde (und wird) durch Tröpcheninfektion übertragen, genauso wie ein Schnupfen etwa.
    Das nicht in allen Massengräbern, die der pest zugeschrieben wurde auch wirklich pesttote lagen, lmag einfach daran liegen, dass es zur damaligen Zeit noch etliches mehr an Seuchen gab, die wir heute teilweise gar nicht mehr kennen, bzw. erkennen.
    Im frühen Mittelalter etwa starb fast die gesamte bevölkerung der Stadt Konstantinopel an einem geheimnissvollen Fieber, bei dem sich die Wisschenschaftler heute noch streiten, was es gewesen sein könnte. Die Pest schließen sie dabei defenetiv aus. Es könnte gelbfieber, Cholera ( sehr unwahrscheinlich ), Thyphus, die Masern und noch ein Dutzend anderer Krankheiten gewesen sein.


    Hoffe, ich konnte ein wenig Licht ins dunkle bringen.


    Gruß
    Pat


    P.S. auch Ratten sterben an der Pest

  • Hallo!


    Soweit ich informiert bin, hat in 18. oder 19. Jahrhundert ein Mediziner, der wegen seines Rufes nicht angezweifelt wurde, behauptet, der Schwarze Tod wäre die Beulenpest gewesen. Er hat diese Aussage auf wenige Symptome gestützt und andere wichtige Anhaltspunkte, wie die Inkubationszeit und den Zeitraum zwischen den ersten Symptomen und dem Tod, einfach ignoriert. Es ist unklar, welche Krankheit es wirklich war. Anhand der Verbreitungswege (entlang der Handelswege) ist aber klar zu erkennen, dass die Seuche nicht durch Ratten verbreitet wurde, sondern durch Menschen. Ratten hätten einige Barrieren nicht überwunden und wären weiter ins Umlang gegangen.


    Grüße
    Hippo

  • Huhu,
    Hippo, ist ein Irrglaube. Ratten sind sehr wohl in der Lage, auch größere Hindernisse zu überwinden. Im übrigen waren ratten auch schon immer ein Seefahrendes Völkchen. Wenn man sich die Handelswege mal anschaut, sieht man genau, wie die Pest verlaufen ist. Und, wenn ein Mensch angesteckt worden ist, vielleicht während der Inkubationszeit noch gewandert / gereist ist, führte er die Pest mit sich und hat unterwegs Menschen angsteckt, denen er begegnet ist. Wandermönche und Prediger z.b.


    Grüßes und nachti
    Pat

  • Hallo


    Vielleicht ist mit Barriere eher so etwas wie eine Wüste oder ähnliches gemeint. Dass Ratten größere Hindernisse überwinden können, das wissen wohl alle Rattenhalter aus eigener leidvoller Erfahrung.


    Viele Grüße
    Thea

  • Guten Morgen,
    Auch die Wüste ist für Ratten nicht unüberwindbar. Und selbst wenn gibt es in den Wüstengebieten ein hamsterähnliches Tier ( ich weiß nicht mehr, welches es war *grübel überleg* ), welches ebenfalls als Überträger der Pest gilt. Ratten sind weiß Gott nicht die einzigsten Wirtstiere und überträger.
    Noch dazu reicht z.B. ein Stück verseuchten Stoffes, Felles o.ä. um diese Krankheit effizent weiterzutragen. ( wobei wir wieder bei den Handelswegen sind ).
    Wenn ich es hinbekomme, werd ich heute Abend mal einen Wanderweg der Pest einscannen. ( ich hoffe, ich bekomm es irgendwie hin ).


    Gähnende Grüße
    Pat

  • Hi,


    Wißt ihr zufällig, wie lange Pesterreger überleben können? Eine Freundin zeigte mir mal einen Platz in London, der angeblich heute noch nicht bebaut werden darf, weil dort ein Massengrab aus der Pestzeit liegt und man befürchtet, die Erreger könnten freigesetzt werden. Stimmt das?

  • Hi!


    Nur mal ein paar ungeordnete Gedanken (der Uhrzeit angemessen...)
    Mit Sicherheit hat nicht Ben - die Ratte - eines Morgens beschlossen:
    Heut verbreit ich die Pest von Passau nach Regensburg


    Auf geht's Buam! Pack mer's


    Treibende Kraft war imho der Mensch. Sei es unwissentlich (durch Reisen), sei es versehentlich (auf der Flucht vor einer Pest Epidemie) oder absichtlich (man hat z.B. Pestleichen in belagerte Städte katapultiert).
    Dass am neuen Ort dann auch wieder Ratten mit Flöhen halfen, die Ausbreitung zu beschleunigen, ist klar.


    Interessantes Detail I: man glaubt, an einigen Orten einen Zusammenhang zwischen Rattenbekämpfung und Ausbruch der Pest herstellen zu können. In manchen Fällen soll eine erfolgreiche Reduzierung des Rattenbestandes erst dazu geführt haben, dass die Rattenflöhe den Wirt gewechselt haben und so die Pest verbreiten konnten.
    Interessantes Detail II: Manche Epidemien passen von der Beschreibung des Krankheitsbildes wirklich nicht zu einer Form der Pest. Es gibt Theorien, die von etwas ähnlichem wie Ebola (Lasser, Marburg etc) ausgehen.
    Interessantes Detail III: Bakterien gelten allgemein als sehr zäh. Mit Milzbrand kontaminierte Gebiete zum Beispiel gelten zeitlich als unbegrenzt gefährlich. Auch Pest Bakterien sollen zäh sein:


    Zitat: Das sporenlose, unbegeißelte Bakterium ist besonders zäh: Es kann monatelang auch in eingetrockneten Ausscheidungen infizierter Tiere oder mumifizierten Flöhen überleben. Empfindlich reagiert es nur auf Sonnenlicht und Schimmelpilze.
    https://www.apotheken-umschau.de/ Quelle


    Ob und an was die Ratte möglicherweise Schuld hatte, ist meiner Meinung nach eher akademisch.
    Ratten gelten sowieso für alle Zeiten als Schädlinge und selbst ein *gutes Image* ist in Tierkreisen heutzutage nichts mehr wert:
    Bricht irgendwo die Schweinepest aus, werden zigtausend Schweine gekillt. Kommt die Hühnerpest aus Asien, müssen Millionen Federträger ins Gras beißen und wenn morgen jemand feststellt, dass Eichhörnchen oder Goldfische was Tödliches übertragen, sind die genauso dran.


    Die wichtigsten Überträger sind heutzutage eh Flugreisende.
    So schnell, wie ein Pauschaltourist oder ein Vertreter heutzutage z.B. SARS Erreger von HongKong nach Kanada befördert, läuft keine Ratte.


    GreetZ
    Vladdi

  • Huhu,
    und hier hab ich noch was interessantes für alle interessierten : **Link entfernt, da veraltet**


    Grüßes
    Pat

  • Hallo!


    Edlich hab ich mal ein bisschen Zeit um mir die vielen Antworten durchlesen zu können. Danke ;)


    Also:


    Zitat: was verstehst du unter Dingen in der Luft? Die Lungenpest wurde (und wird) durch Tröpcheninfektion übertragen, genauso wie ein Schnupfen etwa.


    Das meinte ich auch :)


    Zitat: Das nicht in allen Massengräbern, die der pest zugeschrieben wurde auch wirklich pesttote lagen, lmag einfach daran liegen, dass es zur damaligen Zeit noch etliches mehr an Seuchen gab, die wir heute teilweise gar nicht mehr kennen, bzw. erkennen.



    Hm, da könntest du Recht haben.


    Zum Erreger:


    darmbewohnenden Bakterien (Enterobacteriaceae) nahestehend, und seine Größe beträgt nicht mehr als zwei Mikrometer. Das natürliche Reservoir von Yersinia pestis sind Nagetiere. Das Bakterium kann auch unter weniger günstigen Bedingungen sehr lange überleben. Vor Austrocknung geschützt, bleibt es im Erdboden, in Sputum, Kot oder in Tierkadavern monatelang vermehrungsfähig und virulent. Im Wasser bleibt Yersinia pestis tage- und wochenlang erhalten, in Staub und Erdreich monatelang. Deshalb sagte man dem Erreger in der Vergangenheit auch nach, daß er „an Gebäuden hafte.



    Zum Rattenfloh:


    Die Übertragung des Erregers erfolgt über Flöhe auf Ratten und Menschen. Die Anhänger der alten Theorie halten den Rattenfloh Xenopsylla cheopis für den wichtigsten Überträger. Es handelt sich dabei um ein Insekt von 2 bis 3 Millimetern Länge, das als Schmarotzer im Fell der Ratte lebt. Er springt das hundertfache seiner Körperlänge und kann mehrere Monate ohne Nahrung überleben. Außerdem kommt er als Überträger in die engere Auswahl, weil er, im Gegensatz zu anderen Floharten und Nagetieren, einen Vormagen besitzt. Der Rattenfloh saugt nämlich Erreger in hoher Konzentration in seinen Vormagen. Diese verklumpen dort und verstopfen denselben.



    Hier eine Bestätigung zu meiner These, dass erst die Ratten als Wirte sterben müssen, damit sich die Flöhe auf den Menschen ausbreiten, was aber nicht heißt, dass es wuach wirklich wahr ist, denn das hab im Internet gefunden. Der Erreger überlebt ja auch im Kot und im Schmutz, etc.


    Doch wie kommen die Erreger vom Rattenfloh auf den Menschen?? Der Floh mag das Blut der Ratten besonders, in extremen Notzeiten begnügt er sich aber auch mit Menschenblut. Genau so eine „Notzeit tritt ein, wenn viele Ratten an der Pest erkrankt sind, denn genauso wie bei den Menschen, sterben auch die Ratten nach einigen Tagen an den gleichen Symptomen. Da Flöhe aber sehr empfindlich auf kalte Temperaturen reagieren, sind sie gezwungen, den toten und kalten Rattenkörper zu verlassen und sich ein nächstes Opfer zu suchen. Da schon fast alle Ratten an der Pest gestorben sind, befällt der Floh den Menschen. Ein indisches Sprichwort erklärt diese Übertragungskette treffend mit den Worten: Wenn die Ratten zu fallen beginnen, ist es Zeit, das Haus zu verlassen.



    Übertragung und Ausbreitung:


    Ist die Seuche erst einmal beim Menschen angelangt, sind keine Flöhe mehr nötig, um für eine starke Verbreitung der Erreger zu sorgen, denn die Menschen stecken sich gegenseitig durch vielerlei Möglichkeiten an. Sehr häufig ist die Ansteckung über natürliche Eintrittspforten, z.B. durch Wunden oder Läsionen im Mund- und Rachenraum, durch Verletzungen in der äußeren Haut, durch fäkal- orale Übertragung, wenn ein Kranker die Erreger in großen Mengen ausscheidet und sie in die Nahrung oder ins Trinkwasser eines anderen gelangen.


    Bei der Lungenpest kann die Krankheit auch durch die sogenannte aerogene Übertragung, auf dem Luftweg, weitergegeben werden, wenn der Kranke durch Sprechtröpfchen die Erreger verbreitet. Bei so vielen Übertragungsmöglichkeiten kann man sich leicht vorstellen, daß es nur eine Frage der Zeit war, bis fast jeder dritte Bewohner einer mittelalterlichen Stadt an der Pest erkrankte.



    Weitere sehr interessante Infos zur Pest könnt ih hier nachlesen:


    **Links entfernt, da veraltet**

  • Hö!


    Ich habe gerade bemerkt, dass dein Link Pat der Gleiche ist, wie meiner, aber ich konnt ihn bei dir nicht ansehen und habe deshalb erst jetzt die gleiche Adresse bemerkt.


    Naja.....doppelt gemoppelt hält besser!

  • Hi,


    ich fasse das bereits Gesagte also nochmal zusammen:


    Nach neueren Erkenntnissen soll nicht die Pest das damalige, periodisch auftretende, massenhafte Sterben der Menschen im Mittelalter, ausgelöst haben.


    Folgendes spricht gegen die Theorie, dass die Pest die Ursache des Schwarzen Todes im Mittelalter, dem 1/3 der Bevölkerung Europas (insg. 25 Mio. Menschen) zum Opfer fielen, war:
    - die Beulenpest kann nur über Flöhe, also nicht direkt von Mensch zu Mensch übertragen werden
    - die Wanderratte gab es damals in Europa noch nicht
    - die kleinere Hausratte war nur gering verbreitet (die Menschen schützten nicht einmal ihre Nahrungsvorräte vor ihr)
    - das Krankheitsbild der Beulenpest entspricht nicht den damaligen Darstellungen vom Schwarzen Tod, tatsächlich entsprechen die Krankenberichte eher dem eines Hämorrhagischen Fiebers, wie Ebola (virelle Infektionen, die sich extrem schnell ausbreiten können)
    - der Schwarze Tod breitete sich vor allem in Ballungszentren aus, dort gab es aber besonders wenig, oft auch gar keine Hausratten
    - die Menschen gingen damals aufgrund ihrer Beobachtungen davon aus, dass der Schwarze Tod direkt von Mensch zu Mensch (durch Einatmen) übertragen wird
    - die Beulenpest war den Menschen damals bekannt, an ihr starben vereinzelt in Europa Menschen, dem Massensterben in den Städten gaben die Menschen aber den Namen Schwarzer Tod
    - die Theorie von der Beulenpest als Ursache des Schwarzen Todes wurde erst 1896 durch Paul-Louis Simond, der in Indien forschte, aufgestellt


    Leider hat jedoch vor allem die Theorie, dass der Schwarze Tod im Mittelalter die vom Rattenfloh ausgelöste Beulenpest sein soll, zu einer Abneigung der Menschen gegen Ratten geführt und auch zu einer Überschätzung der Gesundheitsgefährdung durch Wildratten.


    LG
    Kirstin

  • Moinsen!


    a) Ich finde nicht den Punkt, wo's von der angekündigten Zusammenfassung zu den neuen Infos wechselt.


    b) Hast Du Quellen für die folgenden Punkte?


    Zitat: - die Beulenpest kann nur über Flöhe, also nicht direkt von Mensch zu Mensch übertragen werden
    - die Wanderratte gab es damals in Europa noch nicht
    - der Schwarze Tod breitete sich vor allem in Ballungszentren aus, dort gab es aber besonders wenig, oft auch gar keine Hausratten


    Die Sache ist die:


    1. verbreitete sich die Wanderratte angeblich um 1000 nChr in Europa ( https://de.wikipedia.org/wiki/Wanderratte )
    Wie stark sie damals verbreitet war - und wie schnell sie ggf manche Städte durch ihre explosive Vermehrungsrate *okkupiert* hat, ist ziemlich strittig. 300 - 400 Jahre (die Zeit bis zu den großen Epidemien) sind jedenfalls eine lange Zeit, wenn man sich so schnell vermehrt.


    2. verbreitet sich der Erreger der Pest durchaus von Mensch zu Mensch. ( **Link entfernt, da veraltet** )
    Yersinia pestis verhält sich unterschiedlich, wenn es in den Menschen gelangt. Geschieht's durch Flohbiss ins Gewebe / den Blutkreislauf oder sonstigen Kontakt in Wunden z.B. gibt's den langsamen Verlauf der Beulenpest.
    Kommt es - z.b. durch Tröpfcheninfektion oder Einatmen von kontaminiertem Staub - in die Lunge, gibt's die schnelle Variante Lungenpest. Hochinfektiös und unbehandelt immer tödlich. Die Pestärzte mit ihren komischen Schnäbeln hatten also schon irgendwie recht (aber trotzdem Pech, wenn sie Flöhe aufgegabelt haben)
    Wir haben also ein und die selbe Krankheit in zwei ziemlich unterschiedlichen Verläufen - ob die Leute damals einen Zusammenhang erkannt haben?


    Ich hab keine Ahnung, was tatsächlich damals passiert ist. Einiges paßt imo nicht zusammen, viele Leute behaupten viele verschiedene Dinge und es gibt jede Menge Unsicherheitsfaktoren.
    Vielleicht war's doch nur die Pest, vielleicht waren andere Bakterien oder Viren mit dabei, vielleicht hat sich das Pestbakterium verändert...
    Warten wir einfach ab, was Archäologen und Historiker in den nächsten Jahren noch so alles *ausgraben*.


    Jahrhundertelang als Sündenbock für die Pest gestempelt, hat die Ratte jedenfalls sicher viel schlechte Publicity gehabt, wobei imo die aktuellen Vorurteile nicht nur auf die Pest zurückgehen. Im letzten Krieg z.B. haben die Ratten (als Nahrungsvernichter und Leichenfledderer z.B.) bei der hiesigen Bevölkerung sicher mehr an Image verloren, als durch die für uns inzwischen doch recht abstrakte Pest.


    Sers
    Vlad

  • Guten Morgen,


    Kristin2, kannst du das, was du geschrieben hast irgendwie belegen? Ich komm da irgendwie nicht mehr mit. Widerlege mal ( und zwar ausführlich und mit Quellenangaben deine Theorien, das was Vlad schon dazu schrieb.
    Ansonsten gebe ich jedm interessierten Leser mal folgende Links an die Hand .
    **Link entfernt, da veraltet** ,
    http://www.paedagogik.net/woch…alter/peststeckbrief.html


    Lg
    paty

  • Hallo,


    also dann. Da es sich um eine interessante Frage handelt, will ich mich noch einmal äußern.


    Das viele Menschen die Ratte nicht als ein Wildtier, auch Kulturfolger, unter vielen anderen betrachten, sondern sie schlechthin als Krankheitsüberträger und nichts anderes ansehen, hat seine Ursache sicher in der Verbreitung der These, dass das Massensterben im Mittelalter, durch den Rattenfloh und damit durch die Ratte verursacht worden sei. Umso tragischer ist deshalb, dass diese These nach Auslegung aller überlieferten Daten wohl nicht stimmt und das sagenhaft schlechte Image der Wanderratte deshalb auf einem Irrtum beruht.


    Die Wanderratte ist ein sehr effektiver Kulturfolger. Sie kann sich heute in den Städten vor allem so gut halten, weil es die Abwasserkanalisation gibt und die Menschen gerne Nahrung über das Klo entsorgen. In der Abwasserkanalisation ist es recht warm. Ihre natürlichen Feinde werden durch Maßnahmen wie Rattengift gleich mit exekutiert. Während sich die Ratten nach solchen vorsintflutlichen Aktionen rasch wieder vermehren, geht das bei ihren Feinden meistens nicht so schnell. Trotzdem braucht man vor der Ratte als Krankheitsüberträger nicht mehr Angst zu haben, als vor allen anderen Tieren auch. Ein Mensch ist für einen anderen Menschen hinsichtlich der Krankheitsübertragung übrigends immer die größte Gefahr. Tiere können immer nur Zoonosen übertragen, also Krankheiten, die die Artengrenzen überspringen, diese Fähigkeit haben aber nur wenige Keime.


    Die Krankenberichte aus dem Mittelalter berichten von einer inneren Zersetzung der Körper der Kranken, nicht von riesengroß anschwellenden Lymphknoten. Die Kranken starben rasch und an hohem Fieber. Die Krankheit galt als leicht übertragbar (über das Einatmen, daher der Nasenschutz der Ärzte). Alles Symptome, die eher für ein hämorrhagisches Fieber, wie Ebola, sprechen.


    Die Pest ist nicht so leicht übertragbar. Sonst hätte es des Konstruktes über den Rattenfloh nicht bedurft. Der Rattenfloh kann sehr wohl die Beulenpest übertragen. Wenn der Rattenfloh einen Menschen befällt, handelt er aus einer Not heraus. Er tut dies nur, wenn er kurz vor dem Verhungern steht und keine Ratten mehr als Wirte zur Verfügung stehen. Er befällt dann den Menschen, wenn der sich in seiner unmittelbaren Nähe befindet. Der Rattenfloh ist auf die Ratte als Wirt spezialisiert, er geht nur in höchster Not auf den Menschen.


    Über ein Massensterben an Ratten in der Nähe der Erkrankten wurde aber im Mittelalter nicht berichtet. Die Ratte taucht in den Erzählungen überhaupt nicht auf. Waren die Menschen damals denn blind? Die Wanderratte war so gering verbreitet, dass die Menschen nicht einmal ihre Nahrungsvorräte vor ihr schützten.


    Die Pest kann nur über den Weg der sekundären Lungenpest direkt von Mensch zu Mensch übertragen werden. Dann haben die Leute blutigen Auswurf, wenn sie husten. Die Menschen wurden aber von scheinbar gesunden Mitmenschen in deren Inkubationszeit angesteckt und nicht von dahinsiechenden, Blut hustenden Kranken. Deshalb ist die Ansteckung über die Lungenpest eine theoretische Möglichkeit.


    Wenn die Menschen damals tatsächlich an der Beulenpest starben, hätte es auch eine den heutigen Ausmaßen entsprechende Verbreitung der Wanderratte geben müssen und all diese Tierchen hätten mit einem Mal periodisch von Südeuropa bis Nordeuropa wellenförmig aussterben müssen. Und nicht nur das, sie hätten auch noch von Straßenzug zu Straßenzug aussterben müssen - hübsch der Reihe nach, denn so breitete sich der Schwarze Tod aus. Tatsächlich gab es die Wanderratte aber in vielen Teilen Europas damals noch gar nicht.


    Der Zusammenhang zwischen Schwarzem Tod und der Pest, einschließlich ihrer Verbreitung durch den Rattenfloh, wurde viele Jahrhunderte später durch einen Forscher in Indien hergestellt. Warum sind die Menschen damals nicht auf diesen Zusammenhang gekommen? Sie hätten doch die vielen toten Ratten sehen müssen? Die Menschen haben verzweifelt nach Schuldigen für ihr Leid gesucht. Später bekamen sogar die Juden die Schuld an dem Schwarzen Tod, wie ja für so vieles.


    Albert Camus brachte 1947 den Roman Die Pest heraus. Dort vertiefte er die These Ratte-Rattenfloh-Pest-Schwarzer Tod. Heute ist es für viele, vor allem ältere Wissenschaftler schwierig, von der alten These abzukommen, da es Menschen immer schwer fällt, sich von Althergebrachtem abzuwenden.


    Die Diskussion und die Vergangenheitsforschung kam erst wieder im Rahmen der Aidsforschung auf. Vor allem skandinavische Forscher haben detailliert belegt, dass die Pest den damaligen Schwarzen Tod nicht verursacht haben kann.


    Quelle im Internet z.B.:

    https://www.heise.de/tp/featur…t-oder-Ebola-3439037.html


    Ich habe das ganze im Fernsehen in der ARD in einer Sondersendung gesehen.


    Viele Grüße
    Kirstin

  • WOW.. das ist alles was ich grad dazu sagen kann... das ist doch mal was neues... und sehr interessant! danke für diesen beitrag... das macht ja schon neugierig das mal für sich selbst nachzulesen und guter stoff für anregende diskussionen!


    take care

  • Also, dann senf ich meine Infos auch noch dazu:


    Soweit ich weiss, erkranken Ratten gar nicht an der Pest, sondern beherbergen nur den Rattenfloh, der das Bakterium (Yersinia pestis) an den Mensch weitergibt. Daher war gar kein Rattensterben nötig, es mussten sich nur die Flöhe so vermehren, dass mehr Menschen Bisse abbekommen haben....


    LG


    Karin

  • Hallo Karin,


    damit Ratten die Beulenpest indirekt über den Rattenfloh übertragen können, müssen sie auch selbst an der Beulenpest erkrankt sein. Der Rattenfloh wiederrum geht nur in der Not auf andere Wirte, wenn sein eigentliches Wirtstier, die Ratte, nicht mehr da ist, das heißt, an der Krankheit gestorben ist. Der Floh überträgt die Krankheit, weil er das Blut einer kranken Ratte aufgenommen hat.


    Das heißt, die Ratte, die als indirekter Überträger in Frage kommt, muss nicht nur an der Beulenpest selbst erkrankt sein, sie muss daran sogar gestorben sein und mit ihr alle anderen Ratten der Umgebung. Erst dann sucht sich ein Rattenfloh ein anderes Wirtstier und kann den Erreger übertragen.


    Viele Grüße
    Kirstin

  • Hi!


    Zitat: Das heißt, die Ratte, die als indirekter Überträger in Frage kommt, muss nicht nur an der Beulenpest selbst erkrankt sein, sie muss daran sogar gestorben sein und mit ihr alle anderen Ratten der Umgebung. Erst dann sucht sich ein Rattenfloh ein anderes Wirtstier und kann den Erreger übertragen.


    wo kommt die Theorie denn her? Wenn ein Parasit seinen Wirt erst nach dem Tod des Wirtes wechselt, gaeb es ja so gut wie gar keine Uebertragung von Parasiten.


    Hast du da ne Quelle?


    Vio

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