Hamelner Rattenwahnsinn

  • Huhu,


    In Hameln findet demnächst ein Rattenfestival statt und in der taz stand ein putziger https://taz.de/!681022/ Artikel dazu:
    Zitat: Die Mutter aller Ratten


    Die Stadt Hameln veranstaltet für ihre bekannten Seuchenschleudern ein Kunstfestival


    Das Grauen hat einen Namen, und der lautet Hameln.
    Wer mit dem Leben noch nicht völlig abgeschlossen hat, flieht den drögen Ort, so bald es geht. Zurück bleiben mit geschlechtlichem Umbau beschäftigte Jugendliche, wegdämmernde Angestellte und tonnenweise Käsekuchen mampfende Rentner.


    Ab und zu rattern ein paar englische Soldaten mit ihren Panzern durch den Wald und torkeln später in ihre Kasernen zurück. Wer sich nach Geschäftsschluss noch auf der Straße blicken lässt, macht sich verdächtig. Ranzig brüten die Hamelner in ihrem Kaff vor sich hin, starren auf die zähflüssig vorbeischiebende Weser und hecken aus lauter Langeweile finstere Pläne aus.


    Um wenigstens ein paar japanische Touristen in ihre wurstige Ödnis zu locken, erzählen die Hamelner immer wieder gern - und gern auch ungefragt - die Geschichte vom Rattenfänger. Flöte, Ratten, Kinder, Rhabarber, Rhabarber. Sie können und wollen gar nicht mehr aufhören. Malen weiße Ratten auf das Pflaster der Fußgängerzone. Springen im Rattenfängerkostüm durch die Gassen ihrer tristen Stadt und fiepsen auf einer Querflöte. Führen Ratten-Singspiele auf. Backen Rattenbrötchen und verkaufen Rattenwurst. Kein Geschäft mehr ohne Rattenschmock, kein Restaurant ohne Rattenpizza, kein Grinsen mehr ohne Rattenzahn. Was die Hamelner an den vierbeinigen Pestschleudern so anzieht, bleibt rätselhaft.


    Weil aber niemand vom durchgeknallten Treiben der rattenversessenen Hamelner Notiz nimmt und weil kunstbegeisterte Bürger in der Provinz immer auf die gruseligsten Ideen kommen, wollen jetzt kunstbegeisterte Hamelner Bürger mit einem Ratten-Festival die Welt das Fürchten lehren. Da großer Unsinn am besten im Verein erledigt wird, hat sich auch gleich der Ratten-Festival-Hameln e. V. gegründet. Dieser Ratten-Festival-Hameln e. V. , heißt es brummdumm auf der Homepage, ist ein gemeinnütziger Verein, der sich die Förderung von Kunst und Kultur unter dem zentralen Thema ,Ratte' zum Ziel gesetzt hat. So weit so folgerichtig, denn ein anderes Sujet als das alles überstrahlende Zentralthema Ratte kommt den Hamelnern beim besten Willen nicht in den Sinn.


    Deshalb soll der Hamelner Rattenwahnsinn jetzt in einem letzten Akt der Raserei kulminieren. Geplant ist der absolute Ratten-Overkill: Von Mai bis Oktober 2004 soll Hameln mit über 100 mannshohen, künstlerisch gestalteten Ratten zugepflastert werden. Sponsoren für das Rattenfestival sollen als Rat-Geber Rattenpatenschaften übernehmen, und am 1. Mai soll ein Jubelkorso in der Innenstadt die Rückkehr der Ratten feiern. Die kranke Idee stammt selbstverständlich von einem Arzt: Doktor Franz-Josef Vonnahme, Chefarzt am Weserkrankenhaus, ist der Kopf der Hamelner Ratten-Terrorgruppe, die bereits fleißig Ratten-Rohlinge herstellt und insbesondere auch Hobby-Künstler animiert, den Schrecken einzeln oder auch als Team ins Werk zu setzen. Zum Bepinseln gibt es zwei verschiedene Rattenrohlingarten, die 170 und 130 Zentimeter groß sind. Die gestalteten Skulpturen sind dazu gedacht, miteinander ins Gespräch zu kommen, indem sie die Betrachter zur Auseinandersetzung mit ihnen anregen , schreibt der Rattendoktor. Was meint er damit? Wüste Rattenrohlinge, die auf Passanten zustürzen und sie in ein Gespräch verwickeln? Man weiß es nicht. Der gute Doktor, so wird auf der putzigen Website **Link entfernt, da veraltet** berichtet, hat die Idee von einer Kunstaktion mit Kühen in Kanada abgekupfert. Seine Begeisterung beim Anblick von faszinierend gestalteten Kühen in Calgary ließ ihm keine Ruhe mehr.


    Wozu das Ganze, fragt man sich entsetzt und erfährt, dass die Rattenplage nur die Vorbereitung noch größeren Irrsinns ist. Durch Publikumsbefragung wird eine Hitliste der gestalteten Ratten erstellt , droht der Verein. Die ganze Rattenhorde soll anschließend an Touristen verscherbelt werden. Dann kommt der bizarre Höhepunkt, das Ziel der fanatischen Ratten-Qaida, zu der auch Hamels Oberbürgermeister Klaus Arnecke gehört: Den Erlös wollen die Organisatoren für ein ganz besonderes Projekt einsetzen: Mitten in der Weser soll eine Monumentalskulptur entstehen, eine ,Ratte im Wasser' - ein modernes Wahrzeichen Hamelns . Fett und nass wird die Mammutratte im trüben Weserwasser hocken, auf die Stadt Hameln mit ihren sonderbaren Bewohnern starren und zu jeder vollen Stunde einen fauligen Rülpser absondern. Das ist die Strafe für Hamelns Rattenobsession. Alle werden sie sehen. Die Mutter aller Ratten. Und es wird feststehen: Das Grauen hat einen Namen, und der lautet Hameln. MATTHIAS THIEME


    taz Nr. 7208 vom 14.11.2003, Seite 20, 155 TAZ-Bericht MATTHIAS THIEME


    https://taz.de/!681022/ Quelle


    Die ersten Arbeiten sind schon auf der Website des Festivals zu bewundern, wäre **Link entfernt, da veraltet** die hier nix fürs Wohnzimmer?


    tschö, coati und ihre 6 Seuchenschleudern :)

  • Hi Coati,


    Zitat:
    Die ersten Arbeiten sind schon auf der Website des Festivals zu bewundern, wäre **Link entfernt, da veraltet** die hier nix fürs Wohnzimmer?


    fürs Wohnzimmer müßte man sie wohl in einer Nummer kleiner bekommen können. Aber ich fände die oder **Link entfernt, da veraltet** eine von diesen einen ganz tollen Hingucker für den VdRD-Stand auf Messen. Nur, wenn man dann nachher solch ein Ding ersteigern würde, wie bekommt man das nach Hause? Mit unter den Arm klemmen ist wohl nix. :D

  • Hallo,


    klasse, die Ratte. Ich fände sie am besten in doppelter Ausführung links und rechts die Haustür flankierend :D Ich habe sowas mal in Irland gesehen, aber da waren es Schweine. Auch nett.


    Wenn jemand das passende Häuschen dazu übrig hat - immer her damit ;)


    LG, Ute

  • Hallo zusammen,
    ob ich das als ein „ ein putziger Artikel dazu“ bezeichnen würde, weiß ich nicht. Abgesehen von üblen Beschimpfungen, die wohl ironisch gemeint sein sollen, den Gipfel bildet die Gleichsetzung der Veranstalter mit den Terroristen vom 11. September („fanatischen Ratten-Qaida“), werden in dem Text mal wieder alle gängigen Vorurteile aufbereitet um irgendwie lustig zu wirken und das Treiben der Festivalveranstalter lächerlich zu machen: „Seuchenschleudern“, „Das Grauen“, „die Welt das Fürchten lehren“, „Rattenwahnsinn“, „absolute Ratten-Overkill“, „die Rattenplage“, „Fett und nass wird die Mammutratte im trüben Weserwasser hocken (...) einen fauligen Rülpser“.
    Genau in diesem Stiel hätte der Autor auch über das Forum oder den VdRD schreiben können. Putzig?
    Gruß
    Jolf

  • Huhu!


    @Jolf: Ich glaube, das putzig war auch mehr ironisch gemeint, zumindest hab ich's so aufgefasst. Das der Artikel unter aller Kanone ist, ist wohl jedem hier klar.


    LG
    G

  • Hi,


    @ Jolf: nimm's gelassen: der Feuilletonist Matthias Thieme steht für besagte 'Qualität'.
    Wahrscheinlich hat er Albdrücke, weil ihm des Nachts Karl Kraus zu jeder vollen Stunde einen fauligen Rülpser ins Ohr brustet.


    cu

  • Hi Jolf,


    Ja ich find den Artikel putzig - und Leute, die sich über so nen ausgemachten Unsinn wirklich aufregen können, auch :).
    Man muß doch solche Schwachmaten nicht so ernst nehmen, wie sie sich selbst.
    Auch wenns manchmal schwer fällt. ;)


    Und das der Rattenwahn - ob nun in Hameln oder hier im Forum - manchmal seltsame Blüten treibt, finde ich schon.
    Wobei ich mich keineswegs ausschließen will - sich stundenlang Gedanken darüber zu machen ob Ratten Knoblauch nun fressen dürfen oder nicht, geht nicht ohne gehörige Macke.
    Sich selbst - bzw. die Rattensache - kann man meiner Meinung nach nämlich auch zu ernst nehmen ;) .


    Zitat: Genau in diesem Stil hätte der Autor auch über das Forum oder den VdRD schreiben können.
    Was über den VdRD geschrieben wird ist mir herzlich egal, aber wenn sowas übers Forum erscheint will ich den Link, dann hab ich was zu grinsen.


    Aus der wurstigen Ödnis , coati :S

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